Zahlreiche Traditionen zeichnen TIROL aus, welche meist kirchlicher Basis sind.
Hier ein Überblick für den Sommer.
FRONLEICHNAMSPROZESSIONEN
Orte: alle in Tirol; Zeit: 60 Tage nach Ostern
Und wieder geht ein kirchliches Brauchtum direkt auf eine uralte, bäuerliche Tradition zurück: die des Bittganges. 60 Tage nach dem Ostersonntag ziehen die Menschen in Tirol feierlich durch ihr Dorf, besuchen im Lauf des Umgangs vier Altäre und führen wertvolle, holzgeschnitzte Heiligenfiguren mit, die Ferggelen genannt werden. Umgang deshalb, weil die Prozession meist um das Dorf herum geführt hat.
Die Bezeichnung geht auf das Mittelhochdeutsche „vrône lîcham“, ‚Leib des Herrn‘ zurück. Bei diesen Prozessionen könnte es sich um ein vorchristliches Relikt handeln, bei dem Menschen die Gnade der Götter – später die Gnade Gottes – erfleht haben und heute noch immer erflehen.
DIE HERZ-JESU-FEUER – BERGE IN FLAMMEN
Ort: in allen Orten Tirols; Zeit: am 3. Sonntag nach Pfingsten
Es ist der höchste Feiertag in Tirol, um die Zeit herum, wenn der längste Tag auf die kürzeste Nacht trifft. Denn dann brennen in Tirol Bergfeuer als Erinnerung an die ruhmreiche Zeit der Tiroler Schützen. Das uralte ‚Sonnwendfeuer‘ wird also um einen neuzeitlichen Mythos ergänzt.
1796 wurde das Land urplötzlich in die napoleonischen Kriege verwickelt, 7.000 wehrfähige Männer wurden in aller Eile militärisch geschult. Um sicher zu gehen, die Franzosen zu schlagen, wurde göttlicher Beistand beschlossen: Die Tiroler Schützen legten das Gelöbnis ab, das Land dem ‚Heiligsten Herzen Jesu‘ anzuvertrauen. Als die Tiroler 1809 dann die Franzosen am Berg Isel besiegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zu einem ‚hohen Feiertag‘. Und der wird am Vorabend, also am Samstag, mit Bergfeuern eingeleitet. Meist wird christliche Ikonografie in die Berghänge ‚gebrannt‘, wie Kreuze, INRI und eben das Herz Jesu.
MARIA HIMMELFAHRT, IN TIROL DER „HOHE FRAUENTAG“
Ort: alle Orte in Tirol; Zeit: 15. August
Der Tiroler Landtag hat Maria Himmelfahrt 1959 zum Landesfeiertag ernannt. Damit ist der 15. August einer der höchsten Feiertage der Tiroler. Und einer der glanzvollsten. Denn an diesem Tag feiern die Tiroler, angeführt von bewaffneten Schützen, auch ihren überwältigenden Sieg über die napoleonischen Truppen bei der 3. Schlacht am Bergisel am 13. August 1809.
Wenig überraschend ist es deshalb auch, dass der Hohe Frauentag üblicherweise mit drei Kanonenschlägen um Schlag sechs Uhr früh lautstark ‚eingeschossen‘ wird. An diesem Tag gibt es in Tirol keine Schützenkompanie, die nicht auf den Füßen wäre, Salut schießt und den Tag anschließend bei Bier und Wein beschließt.
Eine weitere Tradition an diesem Tag ist die Verleihung von Auszeichnungen, Orden und Ehrenzeichen.
BÖLLER SCHIESSE
Das ist eine wichtige Mitteilung für alle, die in unserer Region bisweilen schon frühmorgens mit Kanonenschüssen aus dem Schlaf gerissen werden. Es ist gottseidank kein Krieg. Im Gegenteil, Böllerschüsse künden bei uns in Tirol ganz besondere Tage an. Wie etwa den Hohen Frauen Tag am 15. August, den Herz-Jesu-Sonntag 60 Tage nach Pfingsten, Fronleichnam oder das Patrozinium. Bisweilen wird auch zu weniger ‚hohen‘ Anlässen geschossen wie etwa am 1. Mai, zu Muttertag (man will’s kaum glauben), oder zu Schützenfesten. Eine fixe Regel für die Böllereien gibt’s nicht, aber eine Faustformel: Immer dann, wenn den Schützen eine besondere Rolle im Rahmen eines Feiertages oder Festes zukommt, wird geschossen.
Andreas Hofer wurde am 22. November 1767 in Passeier geboren. Sein Vater Josef war zur Zeit seiner Geburt schon 43 Jahre alt und Besitzer der gut gehenden Gastwirtschaft „Am Sand“ in Passeier. Seine Mutter Maria starb 1770, als er erst drei Jahre alt war. Von Anna Frick, der neuen Frau seines Vaters, mit der dieser eine weitere Tochter bekam, wurde er nicht besonders gut behandelt. Sein Vater starb 1774, und die zu ihm unfreundliche Stiefmutter übernahm die Führung der Gastwirtschaft, wozu sie allerdings wenig Eignung besaß. Er besuchte die Schule, welche erst seit wenigen Jahren Pflicht war. Dort lernte er allerdings nur elementares Rechnen und Schreiben. Bis an sein Lebensende orientierten sich seine schriftlichen Laufzettel direkt an der im Südtiroler Dialekt gesprochenen wörtlichen Rede ohne jegliche Beachtung von Rechtschreibregeln.
Eine seiner Schwestern heiratete schon bald darauf Josef Griener, der sich verpflichten musste, bis zur Volljährigkeit von Andreas Hofer die Gast- und Landwirtschaft am Sandhof fortzuführen. Die ständigen Streitigkeiten zwischen seiner Stiefmutter und seinem Schwager, der den Besitz bald mit 1.700 Gulden verschuldet hatte, waren wohl der Hauptgrund, weswegen Andreas Hofer noch vor seiner Volljährigkeit für einige Zeit bei verschiedenen Wirten und auch Weinhändlern gegen Kost und Logis beschäftigt war. Während dieser Zeit war er auch in Welschtirol (Cles in Val di Non), wo er Italienisch lernte, und wahrscheinlich auf Reisen bis nach Oberitalien. Auf diesen Fahrten konnte er sich gute Kenntnisse von Land und Leuten im weiteren Umkreis aneignen.
Tiroler Volksaufstand von 1809
Die Zwangsaushebung von Rekruten für die Bayerische Armee führte schließlich zum Aufstand, der am 9. April 1809 in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck begann. Wird der Aufstand bis heute meist als Freiheitskampf gegen bayerische und französische Fremdherrschaft und deren Kirchenkampf und Rekrutierungspraxis verstanden, zeigte dieser jedoch auch reaktionäre, antiaufklärerische Züge. So hatte sich Haspinger, ein Kapuzinerpater, der von der bayerischen Besatzung auch für Tirol eingeführten Pockenimpfung widersetzt, mit der Begründung, dadurch solle Tiroler Seelen „bayerisches Denken“ eingeimpft werden; und Hofer verbot nach dem ersten Sieg alle „Bälle und Feste“ und befahl per Erlass, dass „Frauenzimmer“ nicht mehr „ihre Brust und Armfleisch zu wenig und mit durchsichtigen Hadern bedecken“ durften. Wirtshäuser sollten während des Gottesdienstes geschlossen bleiben. Auch kam es unmittelbar nach der ersten Schlacht auf dem Bergisel zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung Innsbrucks von Seiten der Aufständischen.
Andreas Hofer wurde als Oberkommandant an die Spitze der gegenbayerischen Bewegung gewählt. Bereits am 11. April 1809 konnte er sich in einem Gefecht bei Sterzing gegen die Bayern durchsetzen. Am 12. April kam es zur ersten Schlacht am Bergisel mit Andreas Hofer und Martin Teimer an der Spitze der Tiroler Streitkräfte. Schon zwei Tage später, nach dem Sieg Teimers bei Wildau (auch Wilten) über das bayerisch-französische Korps Bisson, konnten die Österreicher und die Tiroler Rebellen in Innsbruck einziehen. Den bayerischen und französischen Truppen gelang es jedoch, Teile Tirols wieder unter ihre Kontrolle zu bringen und Innsbruck zurückzuerobern. Nachdem sich am 13. Mai die bayerisch-französischen Truppen in einer blutigen Schlacht bei Wörgl durchgesetzt hatten, kam es vom 25. bis zum 29. Mai zur zweiten Schlacht am Bergisel, wobei sich die bayerischen Truppen am 29. Mai geschlagen ins Unterinntal zurückziehen mussten. Es folgte der Znaimer Waffenstillstand mit erneuter Besetzung Tirols durch napoleonische Truppen. Dem Aufruf zum Landsturm folgte ein erneuter Sieg der Rebellen am 13. August: 15.000 bayerische, sächsische und französische Soldaten unter der Führung von Marschall Lefebvre standen dabei einem ebenso großen Tiroler Schützenaufgebot unter Andreas Hofer gegenüber (dritte Schlacht am Bergisel).
Der Friede von Schönbrunn, der in Tirol unbestätigt blieb und als Verrat galt, motivierte Hofer erneut zum Aufstand, der allerdings am 1. November 1809 mit der Niederlage der Tiroler am Bergisel endete. Ein weiterer Aufruf zum Widerstand vom 11. November hatte nur noch wenig Wirkung.
Hofer hatte als Anführer der Aufstandsbewegung bis zuletzt Widerstand geleistet und war zum Geächteten geworden. Zu einer Flucht nach Österreich konnte er sich aber nicht entschließen; nach dem endgültigen Zusammenbruch des militärischen Widerstands suchte er zusammen mit seiner Familie sowie seinem Sekretär und Vertrauten Kajetan Sweth Zuflucht zunächst auf der „Kellerlahn“ im Passeier, danach auf dem „Pfandlerhof“ und dann auf der Mähderhütte der „Pfandleralm“ (Alm des Prantacher Hofs gegenüber St. Martin in Passeier). Dort endete schließlich am 28. Januar 1810 seine Flucht, und er wurde von französischen Besatzungssoldaten gefangen genommen, die seinen Aufenthaltsort von dem Tiroler Franz Raffl für 1500 Gulden erfahren hatten. Danach wurde er zuerst nach Bozen und dann nach Mantua gebracht, dem Hauptquartier des für den südlichen Teil Tirols zuständigen französischen Vizekönigs von Italien, Eugène Beauharnais, und dort am 5. Februar 1810 in dem MilitärgefängnisPorta Molina festgesetzt.[9]Andreas Hofers letzter Gang, Gemälde von Karl Karger, (Heeresgeschichtliches Museum Wien)Andreas Hofers Erschießung 1810 in Mantua
Beauharnais wollte Hofers Leben zunächst verschonen, der französische Kaiser Napoleon ordnete jedoch die unverzügliche Aburteilung und Exekution an. Das daraufhin zusammengetretene französische Kriegsgericht – sein Pflichtverteidiger, der italienische AdvokatJakob Bassevi aus Mantua, mühte sich vergeblich um seine Verschonung – verhängte nach kurzer Gerichtsverhandlung am 19. Februar 1810 das bereits diktierte Todesurteil über Andreas Hofer. Dieses wurde am folgenden Tag von einem Erschießungskommando vollstreckt. Nach Verlesung des Todesurteils krachten die Schüsse und Hofer fiel auf die Knie, eine zweite Salve traf sein Gesicht und er brach zusammen, lebte aber noch. Daraufhin trat der Luxemburger Michel Eiffes an ihn heran und gab ihm den Gnadenschuss, indem er ihm in die linke Schläfe schoss. Eiffes war 1800 in die französische Armee aufgenommen worden, obwohl er sich dieser Zwangsverpflichtung entziehen wollte. Er starb 35 Jahre nach der Hinrichtung Hofers mit 66 Jahren und war ein hochgeachteter Kriegsveteran in seinem luxemburgischen Herkunftsort Befort, wo er als Gastwirt und Bürgermeister tätig war.
Hofer wurde zunächst in Mantua im Pfarrgarten der Zitadelle begraben. Tiroler Kaiserjäger unter der Führung von Georg Hauger haben seine Gebeine am 9. Januar 1823 beim Rückmarsch von Neapel nach Tirol exhumiert und sie zunächst nach Trient, dann nach Bozen gebracht. Während der bis August 1823 dauernden kriegsgerichtlichen Untersuchung des Falles kamen die sterblichen Überreste Hofers nach Innsbruck, wo sie sich, in einer Kiste zwischengelagert, bis 1834 im Servitenkloster befanden und im selben Jahr feierlich in die Hofkirche übertragen wurden. Sein Grabmal wurde nach einem Entwurf des Tiroler Malers Johann Martin Schermer ausgeführt.
Hofer war ursprünglich Kommandant der Passeirer Schützen und nahm den Rang eines Majors ein, weswegen es bei den später aufgebotenen Standschützen keinen höheren Rang gab, da niemand über Andreas Hofer stehen sollte.
Adelserhebung und Nachkommen
Am 15. Mai 1809 erfolgte die Erhebung Andreas Hofers in den österreichischen erblichen Adelsstand durch ein aus Niederhollabrunn vom Kaiser Franz an den Grafen Ugarte gerichtetes Dekret. Da aber wegen der Kriegsereignisse das Hofdekret nicht nach Tirol befördert werden konnte, ist die Frage offen, ob Andreas Hofer von seiner Nobilitierung überhaupt Kenntnis erlangte. Ein Adelsdiplom samt Wappenverleihung wurde erst am 26. Jänner 1818 für Hofers Sohn, Johann (1794–1855), ausgefertigt. Er wurde später k.k. Tabakhauptverleger in Fischamend und trat dort auch als Gutsbesitzer in Erscheinung.
Das Geschlecht der Hofer von Passeyr starb 1921 mit Leopold Hofer Edlen von Passeyr, einem Urenkel Andreas Hofers, in Wien aus. Leopold Hofer ist auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt.
Andreas Hofer als Volksheld
Andreas Hofer gilt in der Tiroler Bevölkerung als Volksheld, sein Einsatz wird mit einer Reihe von Denkmälern geehrt; alljährlich am 20. Februar wird er als Vaterlandsheld gefeiert. Vereinzelt wurden auch kritische Stimmen gegen die politische Mythologisierung des auch aus „religiösem Fundamentalismus“ (Rückforderung des abgeschafften Glaubensmonopols der katholischen Kirche) geführten Aufstandes laut.
In engem Zusammenhang mit den Kämpfen der napoleonischen Zeit steht auch das alljährlich in ganz Tirol feierlich begangene Herz-Jesu-Fest: Als Tirol 1796 von französischen Truppen bedroht war, gelobte der Tiroler Landtag, alljährlich das Herz-Jesu-Fest feierlich zu begehen, was noch heute mit Gottesdiensten, Prozessionen und Bergfeuern geschieht.Andreas-Hofer-Straße in Neumarkt ♁⊙
Das Andreas-Hofer-Lied („Zu Mantua in Banden“) ist die Landeshymne des österreichischen Bundeslandes Tirol. In der heute autonomen italienischen Provinz Südtirol wurden die Forderungen, das Lied ebenfalls zur Landeshymne zu erklären, bisher von den Politikern abgelehnt. Der Text stammt von dem 1803 in Marieney im sächsischen Vogtland geborenen und 1867 in Oldenburg verstorbenen Dichter Julius Mosen. Die Schüler des nach ihm benannten Julius-Mosen-Gymnasiums in Oelsnitz (Vogtland) pflegen die Verbindung zu Andreas Hofer durch Fahrten nach Südtirol und Auftritte von Musik- und Gesangsgruppen in Bozen. Umgekehrt nehmen Tiroler Schützenabordnungen an Veranstaltungen in Mosens Heimat teil.
Am 20. September 2009 fand der Höhepunkt des Andreas-Hofer-Gedenkjahres in Innsbruck statt. An einem Festumzug nahmen rund 28.000 Mitglieder von Traditionsverbänden teil, die in einer Parade fast fünf Stunden an der Ehrentribüne, auf der sich Bundespräsident, Bundeskanzler, die Landeshauptleute der drei historischen Tiroler Landesteile und weitere Spitzenpolitiker befanden, vorüber defilierten. Des Weiteren nahmen rund 70.000 Zuschauer am Festzug teil. Die umstrittene Dornenkrone, die als Symbol für die Unterdrückung der Südtiroler durch Italien gilt, wurde beim Umzug mitgeführt, jedoch durch Rosen symbolisch entschärft. Südtiroler Schützenkompanien trugen Transparente mit Texten wie „Los von Rom!“ und „Selbstbestimmung für Südtirol“ vor sich her.
Im Sandhof in St. Leonhard als Teil des MuseumPasseier wird Hofers Leben und Wirken seit 2009 aus verschiedenen Perspektiven – auch kritisch – beleuchtet. Bereits zu Beginn des Museumsrundgangs wird der umstrittene Begriff Held hinterfragt, für den es keine allgemeingültige Definition gibt.
Zu Ehren des Kämpfers wurden mehrere Kapellen gewidmet, siehe Andreas-Hofer-Kapelle.
Kaiserliche Ehrung
Durch die kaiserliche Entschließung von Franz Joseph I. vom 28. Februar 1863 wurde Andreas Hofer in die Liste der „berühmtesten, zur immer währenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße Statue in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum Wien) errichtet wurde. Die Statue wurde 1873 vom BildhauerJohann Preleuthner aus Carrara-Marmor geschaffen, gewidmet wurde sie von Kaiser Franz Joseph selbst.
Andreas Hofer während des Nationalsozialismus
Gerade die als Option bezeichnete, zwischen den faschistischen Diktaturen Italien und Deutschland zwischen 1939 und 1943 erzwungene Wahlmöglichkeit für deutschsprachige Südtiroler und Ladiner, ihre Südtiroler Heimat zu verlassen und die Option für Deutschland auszuüben (Optanten) oder in Südtirol zu verbleiben (Dableiber), war mit dem Leben des Südtirolers Andreas Hofer aus St. Leonhard in Passeier nicht wirklich vereinbar. So hat sich dann auch unter Bezug auf sein Wirken die Südtiroler NS-Widerstandsgruppe als Andreas-Hofer-Bund formiert. Der Widerstand des Andreas-Hofer-Bundes gegen den Nationalsozialismus war dann eine der Voraussetzungen dafür, dass die im Mai 1945 gegründete Südtiroler Volkspartei (SVP) von Italien als legale politische Vertretung der deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler anerkannt wurde.
Schon wegen der Option war eine Instrumentalisierung des Andreas Hofer, der natürlich auch gegen eine bayerische Besetzung seiner Heimat gekämpft hatte, durch die NSDAP für ihre großdeutschen Zwecke fast unmöglich. Es wurde auch die in Wien gepflegte Tradition, Andreas Hofers an dessen Todestag im Wiener Stephansdom zu gedenken, 1938 durch die Nationalsozialisten unterbrochen; vielleicht auch, weil schon für die von Schuschnigg für den März 1938 geplante Volksbefragung das als Hofer-Zitat bekannt gewordene „Mander, s’ischt Zeit“ (Männer, es ist Zeit) verwendet und auf Plakate gedruckt wurde.
Nach 1945 wurde Andreas Hofer als Held der heimattreuen Tiroler und Österreicher, insbesondere als Schutzpatron zur Bewahrung der Einheit Tirols aufgebaut. Auch wurden 1956 die Gedenkfeierlichkeiten im Stephansdom in Wien wieder aufgenommen.
ist eine Region in den Alpen im Westen Österreichs und Norden Italiens.
Das Gebiet stand als Grafschaft Tirol lange Zeit unter einer gemeinsamen Herrschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang des Habsburger Reiches (Österreich-Ungarn) wurde Tirol im Jahre 1919 durch den Vertrag von St. Germain aufgeteilt:Nordtirol und Osttirol (das heutige Bundesland Tirol) verblieben bei der Republik ÖsterreichSüdtirol und Welschtirol, die die heutige Autonome Region Trentino-Südtirol bilden, kamen zur Italienischen Republik.
Seit dem Jahr 2011 besitzt die Region Tirol eine eigene Rechtspersönlichkeit in Form eines Europäischen Verbundes für territoriale Zusammenarbeit.
Etymologie
Nach Egon Kühebacher basiert der Name Tirol auf einem Geländenamen, der anschließend auf Dorf Tirol und Schloss Tirol sowie zuletzt das gesamte Herrschaftsgebiet der Grafen von Tirol überging. Als Wurzel setzt er *tir mit der Bedeutung „Gebiet, Grund, Boden“ an, die sich auch im Lateinischen (terra) und Altirischen (tir) findet. Als Erstbeleg verweist er auf die Form de Tirale aus dem Jahr 1182.
Dementsprechend interpretiert er die seit 1191 dokumentierte Schreibung Tyrol als lautgesetzliche Verdumpfung der älteren Form auf -al.[1]Gelegentlich vermutet wird ein direkter Zusammenhang mit dem römischen Kastellnamen Teriolis, aus dem sich Zirl entwickelte, allerdings handelt es sich wohl weniger um eine Ableitung als um ein gemeinsames Etymon von zwei als unabhängig voneinander zu betrachtenden Ortsnamen.
Bereits Karl Finsterwalder verwies auf den Umstand, dass die ältesten auf Dorf und Schloss Tirol beziehbaren Schreibungen vom Ende des 12. Jahrhunderts Tiral(e) lauten, was die Theorie einer Gleichsetzung des Namens Tirol im Burggrafenamt mit dem Nordtiroler Teriolis unplausibel macht.[2]
Geografie
Landschaftlich ist Tirol durch die Alpen geprägt.
Tirols höchste Berge sind:
der Ortler (3905 m s.l.m.)
die Königspitze (3851 m s.l.m.)
der Großglockner (3798 m ü. A.)
der Monte Cevedale (3769 m s.l.m.)
die Wildspitze (3768 m ü. A.)
Die Entwässerung erfolgt in Nord- und Osttirol über Inn, Drau und Lech, die alle in die Donau münden. Südtirol und Trentino werden hauptsächlich von der Etsch und ihren Nebenflüssen entwässert. Die Teilung des Landes erfolgte fast genau an der Wasserscheide.
Die Region Tirol grenzt im Norden an Bayern, im Westen an Vorarlberg und den Kanton Graubünden, im Südwesten an die Lombardei, im Süden und Südosten an Venetien und im Osten an Salzburg und Kärnten.
Frühgeschichte
Das Gebiet von Tirol ist seit Jahrtausenden besiedelt. Älteste Funde reichen bis in die Alt- und Mittelsteinzeit zurück. Die ersten Siedler lebten als Jäger und Sammler bis sich um etwa 4000 v. Chr. der Ackerbau durchsetzte. Von dieser Zeit zeugen der Fund der Gletschermumie Ötzi und mehrere Ausgrabungen in allen Teilen Tirols.
Tirol verfügte schon früh über eine Bergbaukultur. Die älteste Verhüttung wurde in der Nähe von Brixlegg gefunden und stammt aus dem frühen 4. Jahrtausend v. Chr. In den folgenden Jahrtausenden wurden weitere Abbaustellen vor allem für Kupfer errichtet. Der Kupferabbau führte zu einem blühenden Handel, was vor allem die reichen Grabbeigaben in der Urnenfelderzeit, z. B. aus dem Gräberfeld Volders (ca. 1400–900 v. Chr.) beweisen. Das damalige Handelsnetz reichte von der Nordsee bis zum Mittelmeer.
Die Zeit ab ca. 450 v. Chr. bis zur römischen Invasion wird als La-Tène-Zeit bezeichnet. In dieser Zeit siedelten in den Tiroler Alpen Völker, die in den umliegenden Gebieten oft von Kelten verdrängt worden sind. Diese meist Völker, die zwischen dem Comer See (lat. Larius, ital. Lario) und Kärnten lebten, wurden von den Römern als Räter bezeichnet, wie die Breonen (in der Inschrift des Tropaeum Alpium von 6/7 v. Chr. als Breuni erwähnt, wohl im Inntal), Genaunen (Unterinntal), Isarken (am Eisack), Venosten (im Vinschgau). Die Kultur bezeichnen Historiker nach den beiden wichtigsten Fundorten als die Fritzens-Sanzeno-Kultur. Sie verfügte über Weinfässer, die später von den Römern übernommen wurden, und über ein eigenes Alphabet. Daneben finden sich auch keltische Bergvölker, wie die Taurisker (Salzach-, Zillertal, davon wohl Tauern), und später von den Slawen aus dem ehemaligen Norikum verdrängte westwärts ziehende Stämme. Im Süden finden sich aber die nördlichsten Siedlungsgebiete der Veneter. Die Siedlungsgebiete dieser Stämme lassen sich auch über die Tiroler Ortsnamen nachzeichnen, die nicht selten auf vorrömische Ausgangswörter zurückgehen.
Römerzeit
Im Jahr 15 v. Chr. wurde das Gebiet von den Römischen Feldherren Drusus und Tiberius erobert und auf die römischen Provinzen Rätien (Vinschgau, Burggrafenamt, Eisacktal, Wipptal, Oberinntal und Teile des Unterinntals) und Noricum (Pustertal, Defereggen und Teile des Unterinntals rechts des Zillers und des Inns) aufgeteilt. Bozen und der äußerste Süden des Landes gehörten zur Provinz Venetia et Histria.
In dieser Zeit übernahmen die in Tirol lebenden rätischen Stämme das Vulgärlatein und verbanden es mit ihrer eigenen Sprache. Daraus wurde dann das noch heute gesprochene Ladinisch.
Tirol profitierte zu dieser Zeit vor allem durch den römischen Fernhandel, der durch die Errichtung von befestigten Straßen wie der Via Claudia Augusta und Via Raetia begünstigt wurde. Als Siedlungsgebiet war Tirol für die Römer aber nicht attraktiv, was die wenigen Städte beweisen. Die bekannteste römische Stadt auf Tiroler Gebiet war in Noricum die Stadt Aguntum, die sich in der Nähe von Lienz befand.
In der Spätantike (ab 476 n. Chr.) gehörte Tirol zum Reich der ostgermanischen Ostgoten. 534 überließen diese den Vinschgau mit Meran bis zur Passer den westgermanischen Franken. Nach dem Zusammenbruch des Ostgotenreichs (550/553) erfolgte von Norden her die Einwanderung der westgermanischen Bajuwaren (Baiern), während ab 568 die ostgermanischen Langobarden weite Teile Italiens eroberten und von Süden heraufdrangen. Im heutigen Trentino, dem ehem. Welschtirol, errichteten sie das langobardische Herzogtum Trient, das bis Bozen reichte. Von Osten erfolgte slawische Besiedelung, die wohl bis zur Eroberung Kärntens durch die Baiuwaren an die Grenzen Osttirols herangereicht hat.
Mittelalter
Seither gehörte der weitaus größte Teil Tirols zum Herzogtum Bayern. Die bayerisch-langobardische Grenze lag unmittelbar südwestlich von Bozen. Salurn und das Gebiet rechts der Etsch, darunter auch Eppan, und Kaltern bis zur Falschauer in Lana wurden langobardisch. Das Gebiet links der Etsch und das Fassatal wurden bayerisch. Die Christianisierung erfolgte durch die Bischöfe von Brixen und Trient. Der Grenzverlauf blieb auch während der Karolingerzeit und der Ottonenzeit unverändert, obwohl auch im langobardischen Teil bis Salurn die bajuwarische Besiedlung vordrang. Für diese Epoche, im Wesentlichen das 7. bis 9. Jahrhundert, ist für die jeweiligen Rechtsräume die Anwendung der sogenannten „Stammesrechte“ – bei den Kodifikationen handelt sich um die Lex Romana Curiensis, die Lex Alamannorum, die Lex Baiuvariorum und die Leges Langobardorum – urkundlich bezeugt.[1]
1027 trennte Kaiser Konrad II. zur Sicherung der wichtigen Brennerroute das südlich angrenzende Bistum Trient vom italienischen Reichsteil (dem ehem. Königreich der Langobarden) ab und gliederte es dem deutschen Reichsteil ein. Dadurch kam auch das rechte Etschtal zwischen Lana und Deutschmetz (Mezzocorona) zum Herzogtum Bayern. Im Laufe des 12. Jahrhunderts gelang es den Grafen von Tirol, einem bayerischen Adelsgeschlecht, im südlichen Teil des Herzogtums ausgehend von Schloss Tirol bei Meran und dem Vinschgau mit der Grafschaft Tirol ein eigenes Territorium zu schaffen und im 13. Jahrhundert während der kaiserlosen Zeit anerkennen zu lassen.
Die Grafen von Tirol waren zunächst Vögte der Bischöfe von Brixen und Trient, erweiterten aber ihr Land bald auf Kosten der Bischöfe und konkurrierender Adelsfamilien (wie der Grafen von Eppan) und machten sich von ihnen wie auch vom bayerischen Herzog unabhängig (Absetzung Heinrichs des Löwen 1180). 1228 traten sie die Saalforste an die Wittelsbacher ab; diese Gebiete gehören auch heute noch (eigentumsrechtlich) zu Bayern. 1253 wurden sie von den Meinhardinern beerbt, nach dem Aussterben derer männlichen Linie 1335 kam das Land abwechselnd an die Luxemburger und an die Wittelsbacher. 1363 vermachte die Tochter des letzten Meinhardiners, Margarete Maultasch von Tirol, ihr Land im Einvernehmen mit den Landständen ihrem nächsten Verwandten, dem HabsburgerRudolf, dem Stifter. Im Frieden von Schärding erkannten 1369 auch die Wittelsbacher diese Entscheidung an.
Zum Zeitpunkt des Übergangs an die Habsburger war die Grafschaft Tirol ein geschlossenes Territorium mit etwa der heutigen Größe. Das Unterinntal unterhalb von Schwaz gehörte allerdings weiterhin zu Bayern, das Zillertal und das Brixental zu Salzburg. Brixen und das Pustertal waren bischöfliche Territorien bzw. Teil der Grafschaft Görz. Dafür waren das Montafon und das Unterengadin tirolerisch.
Unter den Habsburgern hatte das Gebiet große strategische Bedeutung, da es nicht nur an vielen wichtigen Alpenpässen Anteil hatte, sondern auch eine Landbrücke in ihre alemannischen Besitzungen darstellte. 1406, im Zuge der habsburgischen Erbteilungen, wurde es wieder zu einer eigenen Herrschaft, in der die Landstände, zu denen in Tirol auch die Großbauern gehörten, bedeutende Mitspracherechte hatten. Friedrich IV. verlegte seine Residenz nach Innsbruck, das von da an Meran überflügelte.
Neuzeit
1500 fielen mit dem Stammland der Görzer auch Lienz und das Pustertal an das Haus Habsburg und wurden mit Tirol vereinigt (strategische Landbrücke von Wien nach Mailand). Nachdem mit dem Verzicht Herzog Siegmunds 1490 das Land wieder an die Hauptlinie zurückgefallen war, wurde Innsbruck Residenz des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilian I. Mit dem Gewinn der Herrschaften Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg wurde das Gebiet 1505 abgerundet. In den drei genannten Gerichtsbezirken galt aber bis in das 19. Jahrhundert weiterhin das Landrecht Ludwigs des Bayern, so dass diese innerhalb Tirols eine juristische Sonderstellung einnahmen. Die Reformation fand auch in Tirol ursprünglich zahlreiche Anhänger. Unter ihnen waren auch viele radikal-reformatorischeTäufer wie der aus dem Pustertal stammende Jakob Hutter, der 1528 die Bewegung der Hutterer gründete. Wegen starker Verfolgung waren sie zur Auswanderung zunächst nach Mähren und später Nordamerika gezwungen, wo heute ihre Nachkommen noch immer einen tirolischen Dialekt pflegen.
Im Jahre 1525 geriet Tirol in den Sog der deutschen Bauernkriege. Der Aufstand in Tirol wurde von Michael Gaismair angeführt, allerdings nach zwei Monaten niedergeschlagen.
In der Tiroler Landesordnung von 1532 wurden das Freistiftrecht verboten und generell die Erbleihe eingeführt.
1564 wurde Tirol mit Vorderösterreich an Ferdinand II., einem Sohn Ferdinands I. übergeben, der aber aufgrund seiner morganatischen Ehe mit Philippine Welser keine erbberechtigten Nachkommen hatte. Nach seinem Tod herrschten mehrere Statthalter aus habsburgischem Haus, von denen einer, Leopold V. von Habsburg, sich erneut zum Landesherren aufschwingen konnte. Diese Nebenlinie starb aber mit seinem jüngeren Sohn Sigismund Franz schon wieder aus.
Nachdem auch Tirol Anfang 1349 vom europaweit grassierenden „Schwarzen Tod“ erfasst worden war, kam es beim Ausgleich des Bevölkerungsverlustes zu einer regen Zuwanderung aus dem heutigen Slowenien. Erneut wütete die Pest im Jahre 1512 und forderte allein in der Stadt Innsbruck 700 Opfer, auch die Umgebung der Stadt war betroffen. Die letzte Pestepidemie traf Tirol in den Jahren 1611 bis 1612.
Im späten 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu den letzten Änderungen der Bevölkerungsstruktur bis 1919, die vor allem durch die Gegenreformation verursacht wurden. In dieser Zeit verstärkte sich der italienische Einfluss im Trentino, was zum einen durch die Besetzung der Pfarreien mit italienischen Priestern und zum anderen durch die Zuwanderungen aus der Poebene verursacht wurde. Durch diese Entwicklung entstand die noch heute bestehende deutsch/italienische Sprachgrenze, südlich derer nur die deutschen Sprachinseln der Zimbern verblieben. In der Region rund um den Reschenpass wurde die rätoromanische Sprache endgültig verdrängt, was durch die Feindschaft gegen die meist protestantischen Bewohner des Unterengadins begünstigt wurde.
Im Gegensatz zu anderen Gebieten des Römisch-Deutschen Reiches blieb Tirol vom Dreißigjährigen Krieg fast vollständig verschont; nur in den Gemeinden Leutasch und Seefeld kam es zu größeren Plünderungen.
1703 stießen im Spanischen Erbfolgekrieg die bayerischen Soldaten nach Tirol vor, um sich mit den verbündeten Franzosen dort zu vereinigen. Sie erlitten aber an der Pontlatzer Brücke bei Landeck und im Wipptal eine Niederlage und wurden aus dem Land getrieben. Die Tiroler verfolgten die flüchtenden Feinde bis nach Bayern, raubten, plünderten und steckten dort Klöster, Dörfer und Höfe in Brand.
Von den Gubernatoren der Habsburger regierte dann der Wittelsbacher Karl Philipp von der Pfalz, ein Onkel der Kaiser Joseph I. und Karl VI. 1706–1717 in Innsbruck und setzte Reformen durch.
1796/97 griffen die Franzosen zum ersten Mal Tirol an und besetzten einige Ortschaften, wurden jedoch von den Tiroler Schützen vertrieben.